Gehrden blüht auf – zumindest wenn es nach den Vorstellungen von Bürgermeister Cord Mittendorf und der Vorsitzenden des Naturschutzbundes, Gisela Wicke, geht. In Kooperation haben Stadt und die Naturschützer den Wettbewerb „Gehrden wird bunt“ initiiert. Die Gehrdener Bürger sollen so motiviert werden, kleine Blühflächen im eigenen Garten anzulegen. Samentütchen gibt es ab sofort im Rathaus – kostenlos. 10 000 kleine Päckchen stellt die Stadt für die Aktion bereit. In jeder Tüte befinden sich etwa 40 verschiedene Blumensorten.
Bereits im Vorjahr hat die Stadt Tüten mit Blumensamen verteilt, doch dieses Mal ist die Aktion in einen Wettbewerb eingebettet worden. Die Teilnehmer sollen ihre Blühflächen fotografieren und die Aufnahmen bis zum 30. September an die E-Mail-Adresse nabu.gehrden@yahoo.com schicken. Eine Jury mit Vertretern der Stadt, des Naturschutzbundes, der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung und des Kleingartenvereins wird im Anschluss die schönsten und buntesten Bilder auswählen. Der erste Preis ist ein Gutschein in Höhe von 75 Euro. Er kann im Onlineshop des Naturschutzbundes eingelöst werden. Die Preisträger werden am 23. Oktober im Rathaus gekürt.
Den Blühwettbewerb hat sich Gisela Wicke bei den Naturschützern in Springe abgeguckt. Dort ist er im vergangenen Jahr erfolgreich veranstaltet worden. Im Vordergrund stehe aber die Förderung der biologischen Vielfalt. „Jeder Bürger kann etwas dazu beitragen“, sagt sie. Und erinnert daran, dass laut einer aktuellen Studie die Zahl der Insekten um 75 Prozent zurückgegangen sei. „60 Prozent der Wildbienen stehen auf der sogenannten roten Liste“, sagt Wicke. Das sei alarmierend.
Für Cord Mittendorf ist jetzt auch der richtige Moment, mit der Aussatz der Blumensamen zu beginnen. „Die Eisheiligen sind vorüber, es gibt keinen Bodenfrost mehr und die Bedingungen sind optimal“, sagt er. Abgesehen davon ist Mittendorf davon überzeugt, dass blühende Wiesen und Gärten das Herz erfreuen. „Man sieht es gerade: Es blüht und grünt überall“, sagt er. Das sei ein ganz besonderes Lebensgefühl. „Es herrscht eine gewisse Aufbruchstimmung in der Natur.“
Die Stadt selbst hat im Vorjahr große Flächen als Blühstreifen angelegt, so wie am Delfi-Bad oder an der Meierwiese in Lenthe. „Wir haben durchweg positive Rückmeldungen“, sagt der zuständige Fachdienstleiter Holger Spohr. Er erhoffe sich auch eine gewisse Aufgeschlossenheit der Bürger in Bezug auf die extensive Pflege. „Wir müssen nicht überall intensiv mähen“, sagt er. Gerade hohes Gras locke zahlreiche Insekten an. In diesem Zusammenhang kündigt Spohr auch an, dass die Stadt die öffentlichen Schotterflächen nach und nach umgestalten wolle. Damit erfüllt sich auch eine politische Forderung.
Calenberger Zeitung vom 22.05.2020