Everloh Geschichte und Gegenwart
Everloh historisch und aktuell
1989 feierte Everloh das 750jährige Jubiläum seiner erstmaligen urkundlichen Erwähnung. Inzwischen hat die weitere Forschung zu neuen Erkenntnissen geführt:
Everloh wird unter dem Namen Aewerlan schon in den Jahren 1016-1020 in den Besitzurkunden des Klosters Corvey erwähnt. Folglich kann schon im Jahre 2016 das mehr als 1000jährige Bestehen Everlohs gefeiert werden.
Ursprünge
Über Jahrhunderte bestand Everloh aus 15 bäuerlichen Hofstellen, der Kapelle, der Schule sowie einem Hirten- und einem Armenhaus. Alle Bauern waren durch das Meierrecht, einem pachtähnlichen Verhältnis, von ihren Gutsherren abhängig. In unserem Dorf waren dieses die Herren v. Alten, v. Reden, v. Heimburg und v. Lüdersen sowie das Kloster Barsinghausen. Aber nur die größeren Meier- und Höfelingshöfe konnten von der Landwirtschaft leben, die kleineren Höfe waren als Kötner und Beibauern gezwungen, zur Sicherung ihrer Existenz zusätzlich ein Gewerbe auszuüben. In Everloh waren es je ein Schmied, Rademacher, Schuster und Gastwirt.
1850
Der Ort begann sich erst zu vergrößern, als die Bauern Mitte des letzten Jahrhunderts durch die Ablösungen von ihren Gutsherren unabhängig wurden und frei über ihr Land verfügen konnten. Bis zum ersten Weltkrieg erweiterte sich der Ort um je einen Kupferschmied, Hufschmied, Stellmacher, Schlosser, Böttcher, Bäcker, einem weiteren Gastwirt und die ersten beiden nichthandwerklichen Berufe, einen Milch- und einen Viehhändler. Der wirtschaftliche Aufschwung zeichnete sich auch durch den Bau einer neuen Schule (1861) und einer neuen Kapelle (1878) ab, die von dem bekannten hannoverschen Baumeister Conrad Wilhelm Hase im gotisierenden Backsteinstil errichtet wurde. Der wertvolle Schnitzaltar aus der Zeit um 1520 schmückt die Kapelle. Er wird dem Hildesheimer Meister Wolter, einem Riemenschneiderschüler zugeschrieben und wurde um 1595 vom Kloster Wennigsen übernommen.
1945
Die kontinuierliche wirtschaftliche Entwicklung des Dorfes wurde durch den zweiten Weltkrieg unterbrochen. Bedingt durch Ausgebomte und Flüchtlinge wuchs die Bevölkerung auf das Doppelte. Nach dem Krieg nahmen die Strukturveränderungen und die wirtschaftliche Entwicklung zu Groß- und Spezialunternehmen den kleinen dörflichen Handwerkern und Gewerbetreibenden die Existenzmöglichkeit. Auch in Everloh musste einer nach dem anderen schließen. Statt Hufschmiede für die Pferde gibt es heute Autoreparaturwerkstätten. Aber auch zwei Gaststätten und ein Landladen mit der Postagentur haben sich gehalten. Es etablierten sich eine ganze Reihe moderner Dienstleistungsunternehmen, Händler mit traditionellen Artikeln und verschiedene Gewerbetriebe unterschiedlichster Art.
1950 wurden im Dorf noch 64 Pferde, 299 Rinder, 125 Schafe und 296 Schweine gehalten. Davon ist nichts mehr zu sehen. Kein Vieh grast mehr auf Weiden; dafür wachsen Zuckerrüben, Weizen, Gerste und Kartoffeln im Wechsel mit Brache, nur von einer Erdbeerplantage unterbrochen. Auch von den fast 3000 Obstbäumen, die 1900 gezählt wurden, sind nur noch wenige in den Hausgärten vorhanden.
Heute
Wenn auch die meisten Bewohner ihren Beruf als Pendler auswärts ausüben, braucht keiner isoliert zu sein. Dafür sorgen der Sportverein, die Feuerwehr und der Tennisverein, jeder mit gut betreuten Jugendabteilungen. Die zu einem Dorfgemeinschaftshaus umfunktionierte Schule bietet Raum für Aktivitäten im Dorf, so dem Roten Kreuz, zwei Gymnastikgruppen, davon eine für Senioren, einem Gesangverein und einem Spielkreis 'Mutter und Kind' Die Vereine tun ein übriges und organisieren abwechselnd die schönen Dorffeste zu Neujahr, Ostern, den 1. Mai, das Erntedankfest und Kinder-, Jugend- und Seniorentreffs. In der renovierten Kapelle finden einmal im Monat Gottesdienste statt.
Die Eingemeindung nach Gehrden 1971 hat das eigenständige Dorfleben für seine fast 500 Einwohner nicht unterbrochen. Ein rühriger Ortsrat sorgt mit Unterstützung der Vereine dafür, dass sich in Everloh eine lebendige Gemeinschaft erhält.
Wie ein Urlaubsort schmiegt sich das Dorf malerisch an den Südwesthang des Benther Berges und dient mit dem Wanderweg längs der Feldmark und dem Waldrand vielen stadtmüden Menschen der Erholung. 1925 drückte der Tischlermeister Flohr seine Liebe zu seinem Heimatort Everloh in Versen aus:
Von allen Orten in der Welt
mir keiner doch so wohl gefällt,
als unser Dörfchen frei und froh,
mein viel geliebtes Everloh.
Und so fühlen die Everloher auch noch heute.
"... wer es genauer wissen möchte, hier einige Literaturhinweise:"
Hauptmeyer, Carl-Hans: Everloh, Beiträge zur Ortsgeschichte, Everloh 1987
(käuflich zu beziehen über den Ortsrat für € 15,--)
Kruse, Horst: Everloher Hof- und Hausbesitzer 1585-1994. Everloh 1994
Fütterer, Werner: Gehrden. Vom Flecken zur Großgemeinde. Gehrden 1991
Kageler, A.: Land zwischen Deister und Leine. Ein Heimatbuch des Landkreises Linden. Hildesheim 1929 (Nachdruck 1986)
Hauptmeyer, Carl-Hans: Calenberg. Geschichte und Gesellschaft einer niedersächsischen Landschaft. Hannover 1983
Weber, Heinz: Flurnamenlexikon zur Flurnamenkarte Gehrden. Hannover 1989.
Bühler, Edfried (u.a.): Heimatchronik des Landkreises Hannover. Köln 1980
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen, Landkreis Hannover 13.1. Braunschweig 1988
Hoyer, Karin: Der Gestaltwandel ländlicher Siedlungen unter dem Einfluß der Urbanisierung - eine Untersuchung im Umland von Hannover, Bd. 1 und 14 Karten als Bd. 2 = Göttinger geographische Abhandlungen, Heft 83. Götti